Wertschätzung ist ein Grundbedürfnis. Jeder Mensch hat das Bedürfnis zur Gemeinschaft dazu zu gehören, sich gewürdigt und einbezogen zu fühlen und wertgeschätzt zu werden. Gehen wir durch den Alltag ohne dieses Grundbedürfnis erfüllt zu bekommen, kann es sein, dass wir uns ausgelaugt, bedrückt, deprimiert, einsam, müde oder sogar verzweifelt fühlen. „Sieht denn niemand, was ich täglich leiste?“, ruft es da vielleicht in uns.
Erst heute Morgen hat mir eine Freundin erzählt, wie enttäuscht sie ist, dass ihre Arbeit als selbstverständlich angesehen wird und keiner auf sie zukommt und sich für ihren besonderen Einsatz bedankt und ihr Wertschätzung entgegenbringt.
Der Mangel an Wertschätzung führt häufig dazu, dass wir abstumpfen und keinen Sinn mehr darin sehen uns anzustrengen oder extra Arbeit zu leisten. „Warum soll ich mich anstrengen, wenn es keinen interessiert?“ Unsere Lebensfreude geht verloren und wir fühlen uns leer und niedergeschlagen.
Wie es sich anfühlt, echte Wertschätzung zu bekommen, habe ich erst kürzlich selbst erfahren. Mit meinen Kindern habe ich an einer GFK (Gewaltfreie Kommunikation) Freizeit teilgenommen und am letzten Tag haben wir uns gegenseitig Wertschätzung geschenkt. Jeder hat einen Zettel auf den Rücken geklebt bekommen und wir sind rum gegangen und haben uns etwas Schönes aufgeschrieben. Was uns besonders in Erinnerung bleibt, was wir mit dieser Person erlebt haben, was wir an der Person besonders mögen, wofür wir dieser Person danken, was wir an ihr bewundern oder was uns sehr beeindruckt hat. Mein sechsjähriger Sohn war so berührt von den schönen Worten, die ihm andere geschrieben haben, dass er geweint hat. Das hat mich sehr berührt. Mir selbst gibt es noch Wochen später Kraft und zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht, wenn ich an all die schönen Worte denke, die mir geschenkt worden sind.
Wertschätzung zu geben und zu bekommen muss nicht aufwendig und schwer sein. Wir können es ganz einfach in den Alltag einbauen.
Besinnen wir uns zurück auf das Wesentliche und gehen achtsamer durch den Alltag. Geben wir unserem Partner und/oder unseren Kindern schöne Worte mit auf den Weg, wenn sie morgens das Haus verlassen. Sagen wir ihnen, wie lieb wir sie haben und dass wir uns auf sie freuen, wenn sie nach Hause kommen. Schenken wir dem/der Verkäufer/in an der Kasse ein Lächeln, bedanken wir uns bei der Arbeit bei Kollegen/innen, die uns gestern geholfen, etwas abgenommen, uns unterstützt haben. Machen wir uns bewusst, was andere tun, was nicht selbstverständlich ist und sprechen wir es aus. Führen wir in der Familie eine Zeit ein, um den Tag oder die Woche zu reflektieren und sagen, was wir am anderen wertgeschätzt haben, oder wodurch wir uns wertgeschätzt gefühlt haben.
Fangen wir bei uns selbst an und machen uns bewusst, wofür wir uns selbst wertschätzen, was wir an uns mögen und lieben. Trauen wir uns, uns darüber mit anderen auszutauschen und ins Gespräch zu kommen. Tragen wir selbst dazu bei, uns und den Menschen in unserer Umgebung das Bedürfnis nach Wertschätzung zu erfüllen, um uns inspiriert, erfüllt, satt, zufrieden, vergnügt, motiviert und lebendig zu fühlen.